Harte Arbeit und Durchhaltevermögen: Die beeindruckende Reise von Kofi vom Migranten zur Führungskraft.
Wir durften mit Kofi Amoako Bradson sprechen, einem beeindruckenden Beispiel dafür, wie Migranten in Deutschland ihren Weg in die Gesellschaft und das Berufsleben finden – und das mit großem Erfolg.
Kofi, 45 Jahre alt und gebürtig aus Ghana, lebt mittlerweile seit fast zehn Jahren in Deutschland. Bei Universal Clean hat er schon lange eine Schlüsselrolle übernommen. Als erfahrene Reinigungskraft verantwortet er inzwischen ein Team von über 40 Mitarbeitern und betreut als Ansprechpartner eine Vielzahl an Kunden.
Der Arbeitsalltag bei Universal Clean wäre ohne ihn kaum vorstellbar. Doch Kofis Weg hierher war alles andere als leicht. Wir wollten mehr über seinen Werdegang erfahren und hatten die Gelegenheit, einen Mann zu treffen, der von klaren Werten und Prinzipien geleitet wird. Kofi hat große Herausforderungen überwunden und vieles hinter sich gelassen, um nicht nur in Deutschland anzukommen, sondern auch seine Ziele und Träume zu verwirklichen.
Universal Clean: Kofi, herzlich willkommen, und vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um mit uns über deine beeindruckende Geschichte zu sprechen! Kofi, wie bist du hergekommen, und erinnerst du dich an die ersten Tage hier in Deutschland?
Kofi: Ich erinnere mich noch genau an die Tage, an denen ich zuerst nach Europa und schließlich nach Deutschland kam. Bei meinem ersten Versuch, nach Europa zu gehen, wurde ich leider wieder zurückgeschickt. Doch beim zweiten Versuch hatte ich Glück. Ich hatte einen Kontakt in Italien, der mir dabei half. So kam ich am 01.08.2015 zuerst in Frankreich an und nahm von dort direkt einen Zug nach Italien. Mein Bekannter nahm mich bei sich auf, bis ich auf eigenen Beinen stand. Schon ein halbes Jahr später, am 02.02.2016, ging es für mich weiter nach Deutschland.
Meine ersten Tage verbrachte ich also in Italien. Ich erinnere mich, dass ich sehr glücklich und beeindruckt war. Es war eine komplette Veränderung meines gewohnten Umfeldes. Ich merkte schnell, dass die Menschen in Europa anders sind als die Menschen in Ghana. Das Erste, was mir auffiel, war, dass in Europa alles sehr strukturiert und geregelt ist.
Universal Clean: Was waren die größten Herausforderungen, die du in den ersten Jahren in Italien und Deutschland meistern musstest?
Kofi: Die größte Sorge für jeden Migranten ist, wo man unterkommt, wenn man Europa erreicht. Glücklicherweise hatte ich diesen Bekannten, bei dem ich zunächst bleiben konnte. Er erklärte mir, wie es in Europa abläuft. Ich hörte zu und versuchte, alles so gut und so schnell wie möglich zu verstehen, und ab dann war es nicht mehr schwer. Man muss die Regeln des Landes kennen, in dem man leben möchte, und sich daran halten. Dann wird vieles einfacher. Ich kam schnell zu meinem Pass, zu einem Job und somit auch zu einer Wohnung – so stand ich bald auf eigenen Beinen.
Universal Clean: Gab es einen besonderen Moment, der für dich eine Art Wendepunkt hier in Deutschland war?
Kofi: Ja, als ich realisierte, dass ich hier in Deutschland bleiben möchte. Anfangs wollte ich nicht dauerhaft in Europa bleiben, sondern nur ein paar Jahre hier verbringen, um dann nach Ghana zurückzukehren. Schließlich hatte ich noch vier Kinder in Ghana. Doch je mehr ich Deutschland kennenlernte, desto mehr konnte ich mir hier eine Zukunft vorstellen. Mir gefällt, wie die Deutschen denken und sich organisieren. Ich bin beeindruckt von den deutschen Systemen, wie zum Beispiel dem Gesundheitssystem. Das hat auch meine Denkweise und meine Art zu leben verändert. Nach Ghana gehe ich immer noch gerne für Urlaube und um meine inzwischen erwachsenen Kinder zu sehen – aber nicht mehr, um dort zu leben.
Universal Clean: Wie hast du es geschafft, dich trotz aller Herausforderungen beruflich zu etablieren? Welcher Arbeit bist du früher in Ghana nachgegangen, und wie kamst du zu Universal Clean?
Kofi: Zunächst musste ich hier in Italien und Deutschland alle Regeln befolgen, um überhaupt eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis zu bekommen. In Europa fängst du bei null an. In Ghana war ich auf einer technischen Schule und arbeitete als Elektriker. Später war ich in der Fotografie und Videoproduktion tätig, vor allem für Werbespots im ghanaischen Fernsehen. Die Fähigkeiten dafür habe ich mir vor allem durch Beobachtung angeeignet. Diese Strategie habe ich dann auch hier in Europa angewendet. Ich schaute mir an, wie es hier funktioniert, und überlegte, wo ich am besten anfangen könnte. Ich nahm den ersten Job, der mir angeboten wurde, und lernte, was dafür nötig war. Zufällig war das ein Job in der Reinigung. Als die Reinigungsfirma, für die ich tätig war, pleite ging, kam ich zu Universal Clean.
Universal Clean: Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften haben dir geholfen, dich von der Reinigungskraft zur Führungskraft hochzuarbeiten?
Kofi: Ich lernte viel und schnell. Als ich zu Universal Clean kam, nahm ich mir zwei oder drei Monate Zeit, um zuzuhören und zu verstehen, was mein Arbeitgeber und die Kunden von mir erwarteten. Ich wollte nicht mit eigenen Ideen daherkommen, bevor ich die Anforderungen an mich nicht zu 100 % verstanden hatte. Danach wendete ich meine Erfahrung an und überlegte, wie ich diese Anforderungen besser, schneller oder effektiver erfüllen konnte. Mein Ziel war es immer, dass Universal Clean mich an neue Orte schicken kann, ohne mich groß einweisen zu müssen. Mein Arbeitgeber sollte mir blind vertrauen können.
Universal Clean: Gab es Mentoren oder Kollegen, die dir auf deinem Weg geholfen haben?
Kofi: Ja, die Person, bei der ich am Anfang unterkommen konnte, hat mir wirklich sehr geholfen. Ich habe viele Fragen gestellt und dabei eine Menge gelernt. Die deutsche Kultur hat mir gezeigt, dass man ruhig direkt sein und einfach fragen darf. Ich habe gelernt, keine Angst haben zu müssen, sondern nachzufragen, um Hilfe zu bitten und offen zu sein. Das hat mir sehr geholfen, alles Wichtige herauszufinden, um voranzukommen. Ähnlich war es auch mit Herrn Raschidi, dem Geschäftsführer von Universal Clean. Er hat mich auf Augenhöhe behandelt, und ich konnte viel von ihm lernen. Da er selbst einen Migrationshintergrund hat und sich seinen Weg hart erarbeiten musste, war er für mich eine große Inspiration und Motivation.
Universal Clean: Wie sieht dein Arbeitsalltag als Führungskraft in der Reinigungsfirma aus?
Kofi: Ich sorge dafür, dass die Mitarbeiter ihre Aufgaben so ausführen, wie Universal Clean es möchte, damit für unsere Kunden alles perfekt ist und wie beauftragt erledigt wird. Gleichzeitig müssen die Mitarbeiter zufrieden sein, sonst funktioniert es nicht. An manchen Orten arbeite ich selbst mit, weil es sonst nicht klappen würde. Ich übernehme zum Teil auch die Mitarbeitereinteilung, da ich gut beurteilen kann, welcher Mitarbeiter für welchen Einsatz am besten geeignet ist.
Universal Clean: Was sind die größten Herausforderungen bei der Leitung eines Teams von Reinigungskräften?
Kofi: Ich habe nicht viele Herausforderungen. Der Kunde ist in meinen Augen das Wichtigste, und ich tue alles, um Probleme beim Kunden zu vermeiden. Wenn der Kunde nicht zufrieden ist, bin ich sofort vor Ort. Panik hilft da nicht – zur Not packe ich selber mit an. Aber das sehe ich nicht als Herausforderung, sondern als Teil der Arbeit. Viele im Team pflegen Freundschaften untereinander, was für mich in Ordnung ist. Ich selbst halte es professionell, um nicht zwischen die Stühle zu geraten. Ich muss immer beide Interessen im Blick haben: die von Universal Clean und die der Mitarbeiter – und am besten bringe ich beide in Einklang.
Universal Clean: Wie motivierst du deine Mitarbeiter, und was tust du, um eine positive Arbeitsumgebung zu schaffen?
Kofi: Ich arbeite viel mit Menschen aus der ghanaischen Diaspora, die ihre eigenen Herausforderungen im Alltag haben. Vielen fehlt grundlegendes Wissen darüber, wie es in Deutschland läuft. Ich merke, viele hören nicht so zu, wie ich es damals tat, als ich herkam. Die ghanaische Denkweise ist in der Community oft tief verwurzelt, was im deutschen Alltag herausfordernd sein kann. Das ist normal, wenn zwei Kulturen aufeinandertreffen. Ich versuche, dabei zu helfen. Die meisten meiner Mitarbeiter unterstützen ihre Familien in Ghana finanziell, was belastend ist. Ich halte engen Kontakt zu meinen Mitarbeitern und höre ihnen zu. Wenn man ihnen hilft, ihre Probleme zu lösen, bleiben sie einem treu.
Universal Clean: Siehst du Menschen, die in deine Fußstapfen treten könnten?
Kofi: Ja, ein bis zwei Personen. Ich habe bemerkt, dass sie in der Lage sind, zu beobachten, zuzuhören und sich weiterzuentwickeln. Mir ist es wichtig, dass ich sie irgendwo hinschicken kann und darauf vertrauen kann, dass es keine Beschwerden über ihre Arbeit geben wird.
Universal Clean: Was motiviert dich jeden Tag, weiterhin hart zu arbeiten und ein Vorbild für andere zu sein?
Kofi: Ehrlich gesagt, denke ich zuerst an mich selbst – aber nicht aus Egoismus, sondern weil ich stark sein muss, um anderen helfen zu können. Hier in Deutschland sehe ich eine riesige Chance, die ich unbedingt nutzen möchte. Ich will nicht auf den Staat angewiesen sein, der mir diese Möglichkeit für ein neues Leben gegeben hat. Für mich ist klar: Wenn man nicht arbeitet, kommt auch kein Geld rein.
Mit dem Geld, das ich verdiene, helfe ich wiederum anderen Migranten, die nach Deutschland kommen. Ich nehme regelmäßig Menschen auf, zeige ihnen, wie hier alles läuft, bis sie auf eigenen Füßen stehen – so wie es bei mir am Anfang auch war.
Außerdem unterstütze ich mein Heimatland Ghana, aber nicht einfach durch das Versenden von Geld an meine Familie. Mir geht es darum, etwas Langfristiges und Nachhaltiges zu schaffen. Deshalb habe ich drei Copy-Shops in Ghana eröffnet, die ich verpachte. Die Menschen vor Ort leiten das Geschäft und erwirtschaften ihren eigenen Gewinn. Ich bekomme nur die Pacht. Auf diese Weise schaffe ich unabhängige Arbeitsplätze, und in den drei Läden sind mittlerweile zwischen 20 und 50 Menschen beschäftigt.
Universal Clean: Kofi, vielen Dank für deine Zeit. Wir sind stolz auf dich und deine Leistung!